15. April 2020


Schöpfung

Als der Mensch
Gott erschuf,
machte er ihn nicht besonders göttlich,
gerade so,
wie er ihn brauchte.

Er wollte,
dass seine Gebete gehört würden,
darum gab er Gott gute Ohren.

Er fühlte sich
meist nicht ernst genommen und übersehen,
darum gab er ihm fürsorgliche Augen.

Er wusste sich
oft missachtet und ignoriert,
darum gab er ihm ein verstehendes Herz.

Er erlebte sich
in Angst und Unglück,
darum gab er Gott eine helfende Hand.

Er erlitt
oft Ungerechtigkeit und Gewalt,
darum gab er ihm eine starke andere Hand.

Er litt
unter sozialer Not, Machtgier und Korruption,
darum gab er ihm einen gesetzgebenden Mund.

Er wollte, um sich zu entlasten,
gerne opfern,
darum gab er Gott einen guten Magen.

Er suchte
eine passable Obrigkeit,
darum besorgte er ihm Insignien und einen Thron.

Er wollte
schließlich ewig leben,
darum gestaltete er ihm und sich einen Himmel.

Er sehnte sich danach,
nach dem Tod glücklich zu sein,
darum machte er den Himmel komfortabel und attraktiv.

Er fühlte sich vor allem
von den anderen Menschen enttäuscht,
darum machte er Gott ein bisschen übermenschlich.

Er brauchte es,
dass Gott so blieb, wie er ihn erschaffen hatte,
darum schenkte er ihm ein paar Dogmatiker.