Intuition
Da ist noch ein Fall, dem Zufall sehr nahe stehend, weil auch er eine diffuse, nicht ganz geheure Herkunft hat. Es ist der Einfall.
Ich meine nicht den Einfall z.B. der Hunnen ins germanische Osteuropa im 4. Jahrhundert oder den Einfall bestimmter Geburtstagsgäste eine halbe Stunde vor der Zeit –
Einfall ist hier das, wovon der kreative Mensch lebt, oder eben nicht kreativ ist. Gemeint ist nicht die Erinnerung, die relativ verlässlich ist und sich auf Fakten bezieht, nicht das theoretische oder Erfahrungs-Wissen, in dem Gelerntes aktualisiert wird. Gemeint ist der Zufall aus dem Innern, etwa dem Unbewussten, der ins Bewusstsein ein-fällt und dann allerlei bedeuten und bewirken kann, bis hin zu technischer oder künstlerischer Gestaltung.
Der Einfall ist so unverfügbar wie der Zufall. Ich kann ihn nicht herbeirufen wie hilfreiche Geister, ich kann ihn nicht mit meinem Verstand produzieren, und er lässt sich schon gar nichu erzwingen.
Nicht umsonst gibt es das schreckliche Wort Einfallslosigkeit: geist- und kommunikationstötend und unproduktiv ist so etwas.
Es kann jedoch gelingen, dass ich mir etwas einfallen lasse. Das heißt, ich lasse alles, was der Ankunft einer Botschaft aus dem Chaos des Innern hinderlich sein könnte, und ich lasse mich darauf ein, dass ich zur Not warten muss, dass ich dann auch erstmal nehmen muss, was da kommt. (Man könnte in diesem Sinn auch von Intuition sprechen.)
Es ist die gleiche Offenheit, die hier das Ankommen ermöglicht wie das oben beschriebene Offen-Sein für Eindrücke, staunende Wahrnehmung, Erkenntnisse und Begegnungen im äußeren Leben. Schlicht für das, was jeweils die Zukunft für mich bereithält.
Ankommen und zum Abenteuer werden kann es nur, wenn ich gelassen das Zu-kommen für möglich halte und meine Aufnahme-Bereitschaft nicht verbaue und verschließe durch hektische Aktivitäten oder die arrogante Verstiegenheit in das Grundsätzlich-ist-alles-machbar.
Advent, wie er hier nun gemeint ist, ob für den Zufall oder den Einfall, lässt sich nun einmal weder herbeizitieren noch hindern oder ausschalten. „Es ist wie es ist“, und das erscheint letztlich auch gut so.